(Lehen des Stiftes Herdecke.)
Bitting = hus Haus des Bettine, Patronymischer Name) . Das hochadelige freiweltliche Stift Herdecke, nach v. Steinens Bericht, um 810 von Karl dem Großen gegründet, ist das älteste Stift in der Mark. Zahlreiche Güter hat es im Laufe der Zeit erworben, andere verloren. Die Höfe waren frei von Schatzungen . An dem jährlichen Pflichttage in Herdecke haben auch die Lehnsleute zu erscheinen (Eid!) Die Steuerfreiheit ging später verloren.
Die älteste Urkunde, 1229 von der Äbtissin Hathewiges berichtet, nennt unter den Stiftsgütern „In Bietinghausen 2 mansus solvund 32 denarios ex hys unus in Raffenbole (In Bickinghusen zahlen zwei Höfe 32 denarios, davon einer in Raffenbeul. Der Hof zu Raffenbeul bleibt dann auch in dem neuen Verzeichnis,
„ Bickinckhusen unus mansus pui solvit 2 denarios et porcum.“ Der Hof in Bickinckhusen zahlt 2 denarios und ein Schwein. Rafflenbeul wird in dem zweiten Verzeichnis gesondert aufgezählt, ist also irrtümlich in der ersten Aufstellung geraten. Die Lehnsleute unterstehen dem Hofgericht in Herdecke, Revision kann bei Gericht in Hagen eingelegt werden. Der Eid der Hofesleute lautet. Ich N. N. gelobe und schwöre zu Gott dem Allmächtigen, daß ich einer zeitlichen Frauen Äbtissin des Stiftes Herdick als Hofesschulte des Hofgerichts wie auch dem sämtlichen Hofe hier selbst getreu und hold sein, deren Besitz fördern und arges abkehren, auch das Gericht in Ehren helfen halten will, soviel mir Mensch und möglich ist, und dieses so war mir Gott helfe durch Jesum Christum.
Das Verzeichnis von 1483 nennt noch den Hof.
Intem tho Bitinchusen im Kerspel Dael eyn gut, gift 18 pennige (und einen Verlink Vierling). 1486 werden auch die Güter des Stiftes zu der allgemeinen Landsteuer herangezogen. Tymanto Byttinkhusen zahlt 2 Gulden in den Schatz. Der Landesherr von Cleve versichert allerdings im folgenden Jahre, daß diese Beisteuer dem Stifte und Stiftsleuten nicht hinderlich sein soll. Trotzdem haben aber auch die Pächter in den folgenden Jahren ihre Steuern bezahlen müssen. In den Wirren der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges ist der Hof den Stiftsdamen verloren gegangen. Eine Bindung mit Herdecke erscheint in den späteren Urkunden nicht mehr. Hants zu Bitinghausen soll 1631 1 ½ Taler zahlen. Er ist dann aber gestorben. Sein Kotten ist 1646 alt und baufällig er ist zur Contributionszahlung Ties übertragen worden, an Grundbesitz sind vorhanden 1 Maldersei Land, 1 Gärtchen, Kottengerechtigkeit in der Kuhweider Mark. Der Viehbestand beträgt 1 Kuh, 1 milche Mutte und ein Fohlen. Ausgesät werden 1 Malder Hafer und ½ Scheffel Brantroggen. Ties, der drei unmündige Kinder hat, gibt 300 Rt. Schulden an.
Bietinghausen hat 1705 (Staats Archiv Münster Landesstände 127 Cleve Mark, Blatt 532 ff.) 3 Morgen, wird als Erbe bezeichnet und gibt eine stehende Rente von 17 St. 9 Pf. Es wird weiterhin mit 5 Reichstalern veranschlagt. 1750 ist nach der Markenliste Kuhweider Mark. Joh. Tigges Bietinghaus Besitzer mit 1 Hufengerechtigkeit. Er zahlt nach der Hebeliste 1756 / 57 4 St. 8 Pf. Nach ihm übernimmt Johann Bietinghaus den Hof, der nach seinem Tode von der Witwe verwaltet wird, bis 1796 Johann Peter Hobräck den Hof übernimmt. Er hatte 1794 in der Nahmer von dem Leutnant Theodor Goecke einen Reckhammer für 1000 Taler gekauft. Allerdings scheint er ihn nur vorübergehend besessen zu haben, da er schon um 1800 nicht mehr als Besitzer genannt wird. Von ihm weiß dein Urenkel in einer Chronik die sich heute noch im Besitz der Familie Hobräck = Bietinghausen befindet, vieles zu berichten. „ Alte Nachrichten sind hier nicht aufbewahrt. Der älteste
Besitzer (1838) darüber ich noch etwas zu berichten weiß, ist Matthias Gennermann gewesen. Er war zu Hunsdick geboren und hatte sich hier nach Bietinghausen verheiratet. Dies mag vor ungefähr 100 Jahren gewesen sein. Er hatte drei Töchter. Eine von ihnen heiratet nach der Mühle (Hülscheid) einen Hufschmied Nahmens P. C. Schmidt. Eine verheiratete sich nach Elsey auf dem Ort und die dritte verheiratete sich hier auf dem Hof mit Johann Peter Hobräck von Niggenbölling. Er ist in einem hohen Alter gestorben. Mir ist wenig von ihm bekannt, (es handelt sich hier um den oben erwähnten Johann Tigges Bietinghaus, der nach der Sitte der Zeit den Namen des Hofes annimmt.) Nach Aussage meines Großvaters ist er (der Urgroßvater) ein Liebhaber der Fischerei gewesen und soll die kalten Nächte nicht gescheut haben. Er ist mehrere Male des Nachts im Wasser gewesen, dass ihm beim nach Hause gehen die Leimstange gefroren ist. Da die Fischerei hier über 100 Jahre vom Hause Dahl gepachtet ist, so ist doch jedem (Nachkommen) zu raten, es nicht zu stark zu gebrauchen, besonders bei kalten Nächten. Es ist der Fall gewesen, dass sich die Leute ganz verdorben haben …………..
Meinem Großvater habe ich meine Erziehung zu verdanken. Er sorgte wie ein leiblicher Vater für mich. Er hatte in seinem Leben vieles erfahren, besonders in Sterbefällen. Er hat aus diesem Hause 16 Leichen zu ihrer Ruhestatt bestatten sollen lassen …….. Er hat über 25 Jahre hier mit seiner Magd Haus gehalten. Diese Magd verheiratete sich, als er starb. Diese Haushälterin erhält jährlich 10 Taler. Sie hatte sich davon ein Vermögen von 200 Taler gespart, welches jetzt (1838), da der Lohn höher steht, schwerlich eine Magd tun wird. In der Zeit legte das Frauenzimmer nicht so viel an Kleidung an als jetzt. Es wurde damals haltbares Zeug angefertigt und es wird bis auf diese Zeit nur noch schlimmer. In seinem höheren Alter erhielt er eine Forstbedienung, von welcher er aus Königlicher Kasse 59 Taler erhielt. Er war bei Napoleons Zeiten, als diese Revierförster angestellt wurden, und als der König von Preußen das Land wieder eroberte, wurden die Förster abgesetzt, und ein jeder erhielt sein volles Gehalt als Pension, solange er lebte. Sein Revier er zu bewahren hatte gegen Holzdiebstähle, und das kein Vieh in die Berge getrieben wurde, ging soweit als die Haus Dahler Jagt jetzt reicht, nämlich von der Brunsbecke bis oberhalb Albringwerde, zwischen der Volme und Sterbecke und der Landstraße nach Lüdenscheid. Er
war in dieser Art einer der geachteten des ganzen Kreises. Wenn es nicht die große Not erforderte, und die mehrmaligen Warnungen nicht helfen wollen, brachte er keinen in Schaden. Er war ein Liebhaber der Jagd und Fischerei. Die Jagd hatte er von Jugend an gebraucht, nur nicht leidenschaftlich, sondern zum Vergnügen. In seiner Jugend hatte er mehrere Hirsche und wilde Schweine geschossen. Es liegt hier im Hause auch ein Zahn vom wilden Bären, welchen er auch geschossen hat. Er hat mir einmal erzählt, dass da einmal er nach Limburg hätte gehen wollen, auf dem Limburger Holz er 23 Hirsche beisammen gesehen hätte. Er pflegte zu sagen, die jetzigen
Jäger wären zu spät geboren, denn das Wild wäre zu viel vertilgt. Er war ein guter Schütze, liebte aber nur die Bracken Jagd, Hühnerhunde hatte er nie gehabt. Als er zuletzt mit der Jagd ging hat er einen Hund, für welchen ihm 32 Taler geboten wurden. Er verkaufte ihn nicht dafür, und es wurden in dem Herbst und Winter 49 Hasen, 3 Rehe und 7 Füchse vor dem einen Hunde geschossen. Den letzten Hasen hat er bei Hegenberg geschossen, als er 80 Jahre alt war …………. Er stand früh auf, im Sommer gewöhnlich um 4 Uhr, im Winter um 5 Uhr. In seinem Alter bekam er die Gicht, in die Glieder, besonders in die Hände. Seine Finger lagen ihm in den Händen, dass er nicht mehr gut etwas fassen konnte. Ein paar Jahre vor seinem Tode bekam er einen Husten, der ihm sehr zusetzte. Sein bevorstehendes Ende wusste er sehr gut. Er sagte, seine Zeit wäre dahin. Die Lebensgeister stürben bei einem alten Menschen allmählich, er war sich und den seinigen zur Last. Wenn seine Leiden ihn plagen, sagte er, Gott hat mich bei guten Tagen oft ergetzt, soll ich jetzt nicht auch etwas tragen? Er starb in einem Alter von 86 Jahren 7 Monaten 23 Tagen im Januar 1831. Er ruhe sanft.
(Der Vater stirbt früh, der Oheim soll das Gut Übernehmen, geht aber nach Hengstenberg, so dass jetzt der Enkel weiter berichtet.
Mein Großvater ließ mich durch eine Majoritätserklärung beim Landgericht in Hagen für großjährig erklären, übertrug mir dann gleich gerichtlich mit Einwilligung meines Oheims das Gut für 2000 Taler Berliner Courant, den Taler zu 72 Stüber gerechnet. Die ausstehenden Forderungen, Welche 200 Taler waren, behielt er bis zu seinem Tode, wo sie dann unter uns geteilt werden sollen, hielt sich auch zur Vorsicht eine angemessene Leibzucht aus, welche
er aber nicht nötig hatte, weil ich ihm alles tat, was er wünschte………… Mein Oheim erhielt also hier von 600 Taler und einen Brautwagen, nämlich eine Kuh, ein Bette, zwei Koffer, einen Tisch und 6 Stühle und einen Kleiderschrank. In natura erhielt er die Kuh, das Bett und einen Koffer. Das übrige wurde ihm bezahlt. Die Verwaltung des Gutes hielt sich mein Großvater ,jedoch auf meine Rechnung vor, solange er könne und wolle. In der Schule zu Dahl genoss ich den notdürftigen Unterricht. Der Lehrer………….. der damals Schullehrer war, war ein guter Mann, brachte aber seinen Schülern wenig bei. Ich hatte zu Hause bei meinem Großvater viel Hilfe in Lesen Rechnen und Schreiben, und ich habe es auch so weit gebracht, dass ich die Regel de tri, Rechnen und alle deutschen Bücher gehörig lesen kann, aber was eigentlich in der Schule mangelte, war das rechte Schreiben. Es wurde allenfalls gelehrt, was groß oder klein geschrieben werden musste, aber doch den Schülern nicht richtig eingeprägt. Das wird auch ein Kenner in der Schrift gleich auf den ersten Blick, wenn er liest, was von mir geschrieben ist sehen………….“
Auch Einzelheiten über den Hof berichtet C. W. Hobräck. Zu Bietinghausen sind seit 1820 viele Verbesserungen geschehen. Von meinem Großvater wurde der Schweinestall neu erbaut. Es wurde im Tagelohn das Mauerwerk verfertigt, pro Tag 15 Stüber oder 5 Silbergroschen, 9 Pf. Es kostet im Ganzen 20 Taler gem. Geld. In dieser Zeit waren die Maurer noch für 5 Sgr. 9 Pf. zu haben, jetzt kann man sie aber nicht unter 7 Sgr. und freie Beköstigung erhalten. Die Mauern an der Volmeseite wurde im Jahre 18…… angefangen und stückweise jedes folgende Jahr fortgesetzt. Sie kostet 6 Taler gg. und die Kost dazu. Im Jahre 1830 wurde vieles am Hause verändert, der Schornstein wurde angelegt, die Küche wurde mit Herdecker Steinen belegt, pro Fuß zu 4 Tlr. gg. Die ganzen Steine nebst dem Schornsteindeckel 13 Tlr. gem. Geld, ohne die Fracht von Herdecke gerechnet (Hobräck berichtet dann über weitere Veränderungen in der
Küche, Kammer und Stube, 200 Taler.) Das Gärtchen hier oben an den Fenstern ist 1835 angelegt. Der Graben oben dem Bültey ist 1833 ausgeworfen. Ich hatte einen Maurer Berges von Dahl veraaordiert, welcher für 2 Fuß 9 Pf. erhielt und seine Beköstigung. Die Weißdornhecke nebst der Volmeseite des Gartens ist 1834 gepflanzt worden. Die Pflanzungen kosteten 100 Stück 5 Sgr. Die Linden vor der Haustür sind 1840 gepflanzt worden, ebenso die Pappelweiden vor der Kuhstalltür. (Hobräck zählt weiter aus dem Jahre 1840 auf. Ahorn, Eschen, Walnussbäume, Balsampappeln.) Soweit der Berichterstatter Caspar Hobräck
(1802 – 1856). Er begann seine Chronik am 1. Januar 1883 und hat sie Jahrzehnte hindurch mit außerordentlichen Fleiß und großer Gewissenhaftigkeit fortgesetzt. Einfach und bieder in seinem Leben, ehrlich und sicher in seinem Urteil, das ist der Eindruck, den seine Zeilen auf den Leser machen. Beim studieren der Chronik aber ist man über die geistige Bildung dieses Mannes überrascht. Er erzählt vom Werden des eigenen Hofes, von Nachbarn und Freunden, von Unglücksfällen und Verbrechen. Auch in der Gemeinde nahm er eine angesehene Stellung ein. Die Ausführungen zeigen, wie die Hand, die am Tage den Pflug
geführt, abends beim Licht der flackernden Oellampe mit dem Gänsekiel auch über das Gemeindewesen zu berichten weiß. In seiner Zeit ist Caspar Wilhelm Hobräck sicher ein ernster Beobachter und aufrechter Mensch gewesen. Aus seiner Chronik veröffentlichte der Verfasser verschiedene Teile. (Das Kirchspiel Dahl, Aus einer alten Bauernchronik Allerlei Unheil. Ein
Kirchenstreit in einer Westfälischen Bauerngemeinde vor 100 Jahren.) Bis 1854 hat er den Hof verwaltet. Er trat ihn dann seinem Sohne Theodor ab, der ihn 40 Jahre bewirtschaftete. 1894 übernahm dann Wilhelm Hobräck den Hof.