Ritter Blaubart.
In Dahl war einst ein Schloss, Bollwerk geheißen, dass der Ritterfamilie von Dale gehörte. Die Herren von Dale hielten in ihrer Burg hochpeinliches Gericht mit spanischer Jungfrau und Verließen voll scharfer
Messerklingen. Auf Bollwerk wohnte auch der Blaubart, ein gewaltiger Unhold gegen Nachbarn und Untersassen. Er hatte sechs edle Jungfrauen geraubt, die auf seinem Schlosse spurlos verschwanden. Da wirbt er um die Siebte, die Tochter eines Ritters aus dem Ruhrtale. Zwar weigert sich der Vater dem Unmenschen sein Liebstes zu übergeben, aber die Burg wird hart berannt, der von Dale setzt die Mauerbrecher an und liegt sturmbereit an den Toren der schwachen Feste. Auf das inständige Bitten der edlen Jungfrau willigt der Vater mit schweren Herzen in die Forderungen des Blaubart ein und übergibt ihm seine Tochter. Das Mädchen aber hatte vorher den Vater gebeten, mit seinen Freunden die Burg des Ritters von Dale zu erstürmen, wenn sie von der Zinne aus ein weißes Tuch flattern lassen würde. Mit rohem Jubel führte der Unhold das zarte Mädchen davon und lange noch kann man die unflätigen Worte und das
schmerzvolle lächeln seiner Tochter nicht vergessen. Einige Zeit darauf ritt der schreckliche Gemahl zu einem seiner vielen Streifabenteuer aus und überreichte der Jungfrau einen Schlüsselbund mit dem man alle Türen des Schlossen öffnen kann. Er verbietet ihr aber bei Todesstrafe einen der vielen Schlüssel, der einen Unterirdischen Gang aufschließt zu benutzen. Nun aber glaubt die unglückliche Frau durch diesen Gang könnte Sie die ersehnte Freiheit gewinnen, Deshalb nimmt Sie um Mitternacht eine Leuchte und schleicht sacht in das verbotene Gewölbe. Sie gelangt an eine eiserne Tür am Ende des Ganges und dreht zitternd den Schlüssel. der Riegel springt auf, die Tür springt an die Seitenwand. Zitternd steht die Burgfrau an der Schwelle eines Grabgewölbes. An den feuchten Wänden hängen an eisernen Ketten sechs weibliche Leichname, Da bricht sie bei dem entsetzlichen Anblick zusammen, rafft sich bald wieder auf, da sie die Rache des Blaubarts fürchtet. Sie will die Tür schließen und fliehen aber alle Bemühungen sind vergeblich. Die Tür ist wie festgeklammert an der Steinwand und regt sich nicht, so sehr sich auch die Frau anstrengt. Bis zum Morgengrauen müht sie sich ab. Da kommt Blaubart nach Hause und
sieht ergrimmt, was das arme Weib angefangen hat. Von dem Wüterich flüchtet die todgeweihte auf den Wachturm und wälzt Lasten auf die Falltür, so viel sie nur vermag. Dann lässt sie hoch im Winde ihr weißes Tuch flattern. Der Blaubart stürmt ihr nach, aber er muss lange Zeit sich mühen und seine Diener rufen, um die Falltür zu öffnen. Endlich glückt ihm sein Vorhaben und er steht oben, ergreift sein Schlachtopfer und will die Ungehorsame von der Zinne des Turmes stürzen. Sie aber hat ihn so fest umklammert, dass sie mit der Hälfte des Körpers in der freien Luft schwebt und nicht von ihm abgeschüttelt werden kann. Von den steinernen Stufen der Treppe erklingen Rüstungen Sporen und Schwerter. Die Freunde des Mädchen sind aus dem Hinterhalt hervorgebrochen haben keinen Widerstand gefunden, drangen unerwartet in das Schloss ein. Nun haben sie die Höhe des Turmes erklommen. Ein Schwert-stoß durchbohrt den Unhold und statt seines Opfers stürzt jetzt seine Leiche von der Höhe des Turmes in die grauenhafte Tiefe.
Heute sind auch die letzten spärlichen Mauerreste verschwunden, die vor Jahrzehnten zu einem Umbau des Schmalenbergschen Hauses benutzt wurden. In einem tiefen Brunnen soll ein goldenes Spinnrad nach anderer Darstellung eine goldene Spindel und eine silberne Haspel begraben sein. In einer Familienchronik (1838 heißt es „Wo jetzt der Sandpaart nach dem Bollwerglande zu geht, soll früher ein Kutscherweg gewesen sein.“