Dem Vergessen entrissen Im Dickicht fand Heinz Böhm ein Stück Dahler Geschichte.
Es stand im Wochenkurier, am 10.1999 von Michael Eckhoff.
„Im sagen-reichen Volmetal, etwa acht Kilometer nördlich der Stadt Breckerfeld liegt das Dorf Dahl“. notierte der Heimatforscher Meier vor knapp hundert Jahren. Ein nicht unerheblicher Teil der Sagen rankt sich um das alte Dahler Adelsgeschlecht, dem eine Zeit lang so ziemlich alles gehörte, was zwischen Ambrock und Rummenohl zu finden war.
Vieles was mit dem Haus Dahl zu tun hat, liegt nach wie vor im „Dornröschen -Schlaf der Geschichte“. Zum Beispiel ein ehemaliges Tor, gefunden von Heimat- forscher Heinz Böhm. Von schier undurchdringlichen Hecken umhüllt, ist es seit Jahrzehnten den Blicken verborgen. Dabei steht es nicht einmal irgendwo versteckt im Wald, sondern regelrecht auf dem „Präsentierteller“ an der Dahler – Ecke Parkstraße, gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus. Böhm, der in dieser „Ecke“ fast jeden Quadratmeter kennt und eine Riesensammlung zum Thema Dahl sein eigen nennt, weiß: „Der Weg durch das Tor führte zweifelsohne zu dem südlich im Sundern gelegenen Begräbnisstätte der Herren von Dahl.“ Erhalten blieben im Dickicht zum einen zwei sandsteinerne Pfosten, die aus dem frühen 19. Jahrhundert stammen könnten, und zum anderen zwei eiserne Torflügel, die allerdings wohl wesentlich jüngeren Datums sind.
Ursprünglich wohnten die Herren von Dahl am linken Volmehang auf einem Bergsporn, dem spätere Generationen den Namen „Bollwerk“ gaben. Irgendwann – vielleicht im 13. Jahrhundert – ließen sie sich jedoch einen neuen Sitz im Tal einrichten.Dieses Herrenhaus – eine Wasserburg – wurde eventuell gleichzeitig mit der Dahler Kirche gebaut und stand auch in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Als im September 1729 das Gotteshaus zu großen Teilen abbrannte, scheint dabei auch die Burg erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden sein.Ob das Herrenhaus danach allenfalls provisorisch oder doch eher „schön“, wie es in einer Beschreibung heißt, wiederaufgebaut wurde, ist nicht genau überliefert.
Jedenfalls verfiel das Haus offenbar später immer mehr und wurde anfangs der 1820er Jahre abgebrochen, um den noch heute erhaltenen Gebäude Platz zu machen. „Zu diesem Zeitpunkt“, erzählt Heimatforscher Heinz Böhm, „gehörte Dahl bereits den Gersteins“. Die richtige Verwandtschaft muss man haben. So wie Major Adolf Dietrich Gerstein ! Der hatte 1820 das Glück, dass seine Tante Anna Marie Sophia Küpfer geb. Degging kinderlos geblieben war und ihm das Haus in Dahl vererbte. Der Major selbst war aber auf Dahl gar nicht erpicht und verkaufte seinerseits das damals relativ weit abseits gelegene Rittergut sofort für 21.000 Reichstaler an seinen Neffen Friedrich Gerstein. „Damals gehörten zum Rittergut unter anderem 28 Kotten, ein Rohstahlhammer, ein Reckhammer, eine Kornmühle, verschiedene Schleifkotten sowie natürlich riesige Ländereien mit Äckern, Gärten, Weiden und Wäldern“, weiß Heimatforscher Böhm. Doch Friedrich Gerstein erwarb Dahl in erster Linie nicht um sich hier als Landwirt zu betätigen, sondern vor allem, um Landrat des Kreises Hagen werden zu können. Oberster Verwaltungsbeamter der Region konnte damals nur der werden, der vor Ort über adeligen Landbesitz verfügte.
Böhm; „Landrat Gerstein hatte durchaus die Absicht, auf Haus Dahl zu wohnen. Da die alte Wasserburg hierfür zu verfallen war, ließ er sie abreißen und an ihrer Stelle das noch existierende klassische Wohnhaus errichten. Mit allem nicht mehr verwendbarem Bauschutt wurden die Gräften, also die Wassergräben zugeschüttet. Doch die Spuren der alten Burg verschwanden nicht gänzlich, ein Teil der Grundmauern blieb wohl ebenso erhalten wie der Keller. Anders ausgedrückt: Im zu Beginn der 1820er Jahre neu erbauten Adelshaus Dahl könnte noch ein mittelalterlicher Kern stecken.
Um herauszufinden, ob das wirklich so ist, müssten genauere Bausubstanz – Analysen in Angriff genommen werden. Eine gute Gelegenheit ist dazu derzeit gegeben – denn in den letzten Monaten wurden die Mauern bereits einer umfassenden Restaurierung unterzogen. Was jetzt noch fehlt, ist Geld für die Untersuchung. Der Betrag, um den es hier geht, ist gar nicht so hoch. Mit 20.000 Mark müsste man hinkommen, hofft dem Vernehmen nach die Untere Denkmalbehörde. Eventuell „schießt“ die Stadt Hagen eine Hälfte zu, aber woher der Rest kommen soll, ist momentan ungewiss.
In den letzten Jahrzehnten gehörte Haus Dahl der Spar – und Darlehnskasse, die inzwischen von der Hagener Volksbank „vereinleibt“ wurde. Als vor einigen Monaten diese Übernahme anstand, kam es zu einer für die Dahler Bürger hochinteressanten Zusatz – Vereinbarung: Das alte Adelshaus soll künftig in Teilen öffentlich nutzbar sein.
Einstweilen hat sich bereits ein Förderverein gegründet. Er will sich nicht nur darum kümmern, Geld zu beschaffen, sondern auch darum bemühen Ideen zu entwickeln, damit die Vergangenheit Dahls eine Zukunft bekommt.