Zur 200 Jahrfeier der Kirche zu Dahl
13. Sonntag nach Trinitatis den 14 September 1930
Evangelisches Gemeindeblatt des Kirchenkreises Hagen i/W. 33 Jahrgang Nr. 37
- Unser Kirchlein steht im Festgewand,
- Grün sind seine Mauern rings umzogen,
- Und der alternden Gewölbe Bogen
- Schmücket frischer Blumen duftiges Band.
- Jahrbeladen ragt der Turm ins Land,
- Wimpel wollen seinen Blick beleben,
- Wollen mit ihm aufwärts streben
- Nach dem ewigen Ziele, unverwandt.
- Feierlich klingt von des Turmes Rand
- Vielerfahrener Glocken Festgeläute,
- Was uns zwei Jahrhunderte erfreute,
- Was wir litten, haben sie gekannt.
- Und es fällt in der Gemeinde Chor
- Orgelton wie aus vergangenen Zeiten,
- Bilder längst verschwundener Wirklichkeiten
- Steigen aus der Gruft empor.
- Jedem schweben seine Bilder vor,
- Wer, des lauten Tages Lärm entrückt,
- Still versunken, auf Vergangenes blicket,
- Ist so gern der eigenen Stille Chor.
- Wohl, wer so in Andacht sich verlor.
- Heiliger Boden, wo die Väter knieten,
- Wo sie betend ihren Gott bemühten,
- Heiliger Grund auch vor der Kirche Tor.
- Wo nach ihres Lebens Last,
- Seht, es reden noch die Steine.
- Ihre sterblichen Gebeine,
- Fanden die verdiente Rast.
- Brüder, wenn in unruhvoller Hast,
- Heute scheiden sich und Morgen,
- Und auf wellengleichen Sorgen
- Schaukelt eures Schiffes Mast.
- Wenn der Menschenweisheit Stern verblasst,
- Und was Geist und Phantasie erbauen,
- Wieder fällt bei eines Morgens Grauen,
- Eures Kreuzes Fahne fester fasst.
- Ewige Wahrheit, Liebe, Kraft und Mut,
- Stehst du Kreuz auf blühendem Altare,
- Trost im Leben, Hoffnung an der Bahre,
- Stern, der unvergänglich auf uns ruht.
- Unser Glaube ist das höchste Gut,
- Zagt nicht, wenn in unseren Tagen
- Bosheit, Spott und Zweifel nagen.
- Eisen läutert sich nur in der Esse Glut.
- Dunkel zwar, wie tiefste Meeresflut,
- Bleibt die Gottheit menschlichen Gedanken,
- Doch lebendig deinen engen Schranken
- Ist der Gott, der Dir im Herzen ruht.
- Dem des Glaubens Inbrunst Tempel baut,
- Den du füllst in deiner Seele Sehnen,
- Der dich mit dem Schicksal will versöhnen,
- Wenn der Schmerz sich fliehend ihm vertraut.
- So verstumme unser Klagelaut,
- Wenn die Namen der gefallenen Helden,
- Eherne Tafeln an der Kirche melden,
- Heiliger Gottesnähe anvertraut.
- Unser Kirchlein heut im Schmuck der Braut,
- Unter Baumesgrün und Festgirlanden,
- Seit aus Feuersbrunst neu entstanden,
- Den zweihundertsten Geburtstag schaut.
- Und es weiß nicht was der Jahre Flucht,
- Und es lädt, wie vor zweihundert Jahren,
- Still zur Andacht der Gemeinde Scharen,
- Die in ihm den Frieden Gottes sucht.
- Und es weiß nichts von dem Kampf der Welt,
- Weiß nicht, dass in anderen Zonen,
- Als ein Raub politischer Dämonen,
- Manche stolze Kirche fällt.
- Steige darum dies Gebet:
- Wolltest Gott dein Haus bewahren,
- dass im ewig wandelbaren
- Strom der Zeit es feste steht.
- Und wenn seine Mauern fallen,
- selbst aus den zerstörten Hallen
- noch dein heiliger Odem weht!